Fränkischer Tag, 13.05.2024
„Thank you for the music“
Begeistertes Jubiläumskonzert mit einer Riesenüberraschung am Ende
Text: Angelika Silberbach
Fotograf: Valtin Dietz
60 Jahre Gesangs- und Instrumentalgruppe GuIG. Die Vorgeschichte ist bekannt, war in dieser Zeitung zu lesen. Knisternde Spannung ist spürbar beim Einsingen vor dem Jubiläumskonzert, knapp zwei Stunden vor Beginn, in der Kirche St. Michael. Nach einer Dreiviertelstunde ziehen wir uns zurück in die neuen evangelischen Gemeinderäume. Nochmal was trinken, nochmal einen Blick in die Noten werfen, nochmal etwas Lippenstift auftragen. Außerdem allgemeines Geflachse, um das aufkommende Lampenfieber zu überspielen.
Oh: zusätzliche Stühle trägt der überaus hilfsbereite und freundliche Küster Viktor Rein in die Kirche. Drei Minuten noch bis zum Konzertbeginn. Alle stellen sich im Kreis auf, fassen sich an den Händen. Dirigent Stefan Ammersbach stimmt den Refrain des ersten Lieds an „Dir will ich singen, spielen, tanzen mit Leib und Seele mit Hand und Herz“. Danach Stille und die Instrumentalisten gehen voran in die Kirche.
Volles Haus! Volle Freude! Volle Konzentration! Die Klarinette beginnt mit einem juchzenden Ton, Keyboard, Gitarre und Cajon stimmen mit ein. Der Chor zieht von hinten ein und beginnt vorne stehend zu singen. Der schwungvolle Konzertauftakt ist gelungen. Nahtlos geht es in den vierstimmigen a-cappella-Satz der Viva Voce Band „Du bist da“ über.
Moderatorin Maria Heckmann dankt den „vielen Wegbegleitern und Freudinnen, Menschen, die ein Stück des Weges mit uns gegangen sind. Ohne euch alle wären wir auch nicht da, denn Singen lebt von Resonanz, von Ohren und Herzen, die hören und spüren.“ Der Blick schweift ins Publikum. Ach, wie schön: der langjährige ehemalige Chorleiter ist da, frühere Mitsingende auch. Ein einstiger Keyboarder lächelt zurück beim Blickkontakt. Ein hoch betagter Priester, mit dem wir viele Gottesdienste gemeinsam feierten, ist auch da. Zwischen allen Liedblöcken entdeckt man jemand Neues und freut sich.
Ein Highlight des Konzerts steht an: „Evening Prayer“ mit Friedel Heckmann am Saxofon. „Wir singen das Abendgebet von Augustinus für ehemalige verstorbene Mitsänger und ihre Familien und alle Menschen, die unter Krankheit oder auch Krieg leiden“, kündigt die Moderatorin an. Es gelingt Ammersbach Chor und Saxofonist ineinander zu verweben, eine andächtige, berührende Stimmung breitet sich aus. Doch die GuIG sang auch auf weit über 100 Hochzeiten, verbreitete Zuversicht. Dass strahlen Lieder wie „Sonne, Mond und Sterne“ oder „Die Hoffnung lebt zuerst“ aus.
Herzklopfen vor dem nächsten a-cappella-Lied „Auf das, was da noch kommt“ – es ist eine Premiere. Wir haben das Lied, mit einem tollen Text, seit Januar immer und immer wieder geübt. Wenn einer in der GuIG ein Lied davon singen kann, dass vor dem ohrgängigen Gesang viel „Stolpern und Scheitern“ herrscht, bevor sich „Euphorie und alles Leichte“ auftun, dann ist das Stefan Ammersbach. Glücksgefühle nach dem Schlusston: Ja, wir waren im Gesangs-Flow miteinander und das strahlende Lächeln unseres Chorleiters belohnt uns.
Bei „Thank You For The Music“ sind die Strophen mit Musik untermalte „Danke dir GuIG, weil…“-Texte einiger Mitsingender. Schöne Idee! Jetzt heißt es aufgepasst, dass die Konzentration nicht flöten geht, weil das Querflötenvorspiel gar zu schön ist bei „Dass Himmel und Erde dir blühen“. Jetzt bloß nicht den Einsatz verpassen!
Stehender Applaus nach dem letzten verklingenden Ton und dann steht da auf einmal Bürgermeister Armin Warmuth mit zwei eingerahmten Urkunden und zwei Schmuckkästchen vor uns. Wir Mitwirkenden schauen uns alle bass erstaunt an. Wow: sowohl die GuIG als auch Stefan Ammersbach werden für langjährige kulturelle Verdienste und den Spenden aus Konzerteinnahmen für soziale Projekte mit der Stadtplakette geehrt. Damit hatte keiner gerechnet. Wie damals 2021, als Ammersbach mit dem Kulturehrenbrief des Landkreises Bad Kissingen ausgezeichnet wurde und 2022 die GuIG diese Auszeichnung ebenfalls erhielt.
Die letzte Zugabe ist „Oh, Happy Day“ – und ganz viele aus dem Publikum singen mit und belohnen die GuIG mit strahlenden Augen und swingenden Bewegungen. Danach – der gelebten Ökumene der kurzen Wege sei Dank – feiern wir noch bis weit nach Mitternacht im katholischen Johannes-Martin-Haus mit vielen Gästen das Jubiläum und tauschen Erinnerungen aus.